Unter den Sonnen von Scoripo
Die Welt des Kenneth Bulmer
von Andreas Decker

Wenn ich auch schon viele Namen hatte und von Menschen und Ungeheuern zweier Welten mit manchem Schimpfworten belegt wurde, so bin ich doch schlicht als Dray Prescot geboren worden....

Als Kenneth Bulmer mit diesen Worten den Roman Transit to Scorpio (dt. Transit nach Scorpio*) begann, hätte er sich sicher nicht träumen lassen, den Grundstein zu einer Serie zu legen, die heute, fast Funfundzwanzig Jahre später, in ihrem über fünfzig Bänden vorliegt.

In der Welt des Fantasy-Genres ist dies ein um so bemerkenswerteres Jubiläum, als sie mittlerweile so schnellebig geworden ist; als Bulmer 1972 unter dem Pseudonym Alan Burt Akers die Scorpio-Serie startete, war das wort Trilogie in der Unterhaltungsindustrie noch weitgehend unbekannt, und Autoren holen sich ihre Inspirationen noch nicht von der Kinoleinwand oder direkt aus dem Fernsehen.

Kenneth Bulmer gehörte damals zu den produktivsten und von der Qualität her beständigsten Genre-Autoren, die meist das Problem hatten, im Schatten, von Stars wie Asimov, Heinlein, Clarke oder Herbert zu stehen, da sie sich der Sparte der abenteuerlichen SF zuwandten und - aus welchen Gründen auch immer - nie das ganz große Buch schrieben. Dabei steht Bulmers Karriere exemplarisch für die Handwerker des Genres, die zugegebenermaßen weniger innovativ schrieben, dafür aber ganze Generationen von Lesesüchtigen mit dieser Art Literatur erst bekannt machten.

Geboren am 21. 1. 1921 in London, engagierte sich Bulmer schon früh im britischen SF-Fandom. Im Krieg diente er im Königlichen Nachrichtenkorps; danach schrieb er Kurzgeschichten für britische SF-Magazine, wie Authentic, Nebula oder New Worlds, das später von Michael Moorcock zum Forum für experimentelle Autoren wie J. G. Ballard, Charles Platt, Brian Aldiss und andere gemacht wurde. Als Bulmer anfang der Fünfziger seinen ersten Roman zusammen mit A. V. Clarke schrieb, war die frischgeborene britische Taschenbuchszene in Aufbruchstimmung. Der Krieg war vorbei, man lebte im Atomzeitalter, und Science Fiction verkaufte sich gut. Die Sache hatte nur einen Haken: die neugegründeten Taschenbuchverlage wie Scion, Panther, Curtis-Waren oder Paladin zahlten relativ niedrige Honorare, und so mußten Autoren schnell schreiben, wenn sie etwas verdienen wollten. An Vorschüsse, wie Starautoren wie King oder Koontz sie heute einheimsen, war damals nicht im Truam zu denken. Man lieferte das fertige Manuskript ab und bekam seinen Scheck. Wollte man über die Runden kommen, arbeitet man für möglichst viele Verlage gleichzeitig und verwendete vorgegebene Pseudonyme, denn jeder Verlag hatte seine Hausnamen, hinter denen sich manchmal bis zu einem Dutzend Autoren verbarg. Es waren Fleiß und Handwerk gefordert, und Kenneth Bulmer war fleißig. Allein 1953 veröffentlichte er sieben Romane. Vier Jahre später schaffte er den Sprung über den großen Teich.




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Copyright © 1996 by Andreas Decker
Source: Heyne © Book 50 ISBN 3-453-10970-8