Unter den Sonnen von Scoripo
Die Welt des Kenneth Bulmer
von Andreas Decker

Burroughs Helden waren die typischen weißen Gentleman, die voller Sendungsbewusßtsein und dem festen Glauben and die Überlegenheit ihrer Kultur stets den Sieg davontrugen und idie Eingeborenen - ob in Afrika, auf dem Mars oder der Venus - in die Schranken weisen. Dem heutigen Leser mag dieses Weltbild - zu Recht - naiv vorkommen, es ist asicher nicht mehr zeitgemäß. Aber die Charaktere waren helden im klassischen Sinn. Ihre Abenteuer vormochten die Phantasie anzuregen und steckten voller Exotik, dabei bllieben ihre Taten üüberschaubar und nachvollziehbar; sie mußten nicht jedesmal gleich das Universum retten. Es reichte, wenn sie ihre Freunde aus den Fängen von Kannibalen befreiten.

Und Dray Prescot war und ist aus genau diesem Holz geschnitzt. Aber im Gegensatz zu seinen Vorbildern veränderte uns spielte Kenneth Bulmer mit dem Konzept des Erdmenschen, den es auf einen fremde Welt verschlägt und der dort zu Macht un Ansehen kommt. Schon vom ersten Ban an unterliegt alles einer gewissen Ironie. Der Held und Ich-Erzähler Dray Prescot, der sirgendwo verborgen auf der Welt sitzt und für den Chronisten Alan Burt Akers seine Abenteuer auf Tonband spricht, nimmt weder sich noch die Geschehnisse so richtig ernst. Alles wir dmit einem Augenzwinkern und viel typisch britischem Understatement erzählt, und zahlreiche immer wiederkehrende Elemente haben mit der Zeit die Qualität eines Running Gag angenommen. Ob es nun die unvergleichliche Delia von Delphond ist, die nun wahrhaftig ein Superweib darstellt, die Männerfreundschat zwischen Dray und Seg Segutorio oder der unbeschreibliche und doch iimmer wieder aufs neue beschriebene Makki Grodno - das alles sind Dinge, die einfach zu jedem neuen Band gehören.

Aber es sind nicht nur diese verläßlichen Eckpfeiler des Prescot-Universums, die die Finger des Heldens letztlich so sympathisch machen, es sind vor allem die vielen kleinen, manchmal schrulligen Eigenheiten, die ihr eine gewisse Tiefe verleihen, die weit über die anderen Serienhelden hinausgeht. Die Liebe zu seiner Frau und die Treue zu seinen Kameraden, die er ständig in den Mittelpunkt rückt, gehören genauso dazu wie die ewigen und letztlich so sinnlosen Geplänkel mit seinen geheimnisvollen Auftraggebern, den Herren der Sterne.

Bei aller Action , die nie in Brutalität ausartet - der unüberwindliche Schwertkämpfer Dray ist trotz der Berserkerwut, die ihn gelegentlich übrkommt, kein Killer, der gedankenlos seine Feinde niedermetzelt -, und den zugegebenermaßen manchmal etwas klischeehaft geschilderten Diff-Rassen, die sich oft nur durch ihre Tätigkeite und ihr Aussehen definieren, bemüht sich Bulmer um ein zutiefst humanistisches Menschenbild. Selbst inmitten der größten Schurkenhorde befindet sich immer einer, der anders ist. Seine Schurken sind nie nur böse, weil es die Handlung vorschreibt.






Copyright © 1996 by Andreas Decker
Source: Heyne © Book 50 ISBN 3-453-10970-8